Reiseberichte Laos

Gibbon Experience – ein Reisebericht

Nach einigen Wochen meiner Reise durch Südostasien im Zeitraum März, April und Mai 2011 entschied ich mich nach Huay Xai im Norden von Laos zu reisen, um im Rahmen der Gibbon Experience drei Tage auf einem Baumhaus zu wohnen und mir das laotische Tierreich aus nächster Nähe anzuschauen.

In Huay Xai angekommen, machte sich zunächst etwas Enttäuschung breit. Das mag vor allem daran liegen, dass ich gerade auf meiner Reise aus dem malerischen Luang Prabang – meiner Meinung nach eine der schönsten Städte Südostasiens – komme und Huay Xai wenig bis gar nichts zu bieten hat. Nur gut, dass ich bereits am nächsten Morgen zur Gibbon Experience aufbrechen werde.

Am nächsten Tag geht es gleich morgens los: Nach einer kurzen Einweisung per Video geht es per Jeep etwa zwei Stunden in den Dschungel. Eine Gruppe von zehn Leuten – hauptsächlich Engländer und Kanadier, aber auch Neuseeländer sind mit von der Partie. Nach einer sehr anstrengenden und schweißtreibenden Wanderung durch den Urwald werden wir in unterschiedlich große Gruppen – je nach Größe des zur Verfügung stehenden Baumhauses – aufgeteilt. Mich hat es gut getroffen – ich werde mir für die nächsten Tage Baumhaus Nummer eins mit einem neuseeländischen und einem englischen Pärchen teilen. Nach einer knapp einstündigen Erkundungstour durch den Urwald und den ersten vorsichtigen Versuchen, anhand der Drahtseile von A nach B zu kommen (der Adrenalinspiegel steigt jedes Mal aufs Neue), sind wir schließlich zurück im Baumhaus und warten auf das Abendessen, das uns von den Einheimischen gebracht wird. Mal sehen, wie die Nacht auf dem Baumhaus wird.

Die Dusche auf unserem Baumhaus! Selten einen so schönen Ausblick beim Duschen gehabt.
Die Dusche auf unserem Baumhaus! Selten einen so schönen Ausblick beim Duschen gehabt.

Die Nacht im laotischen Dschungel war … abenteuerlich! Aber von vorn: Abendessen, Frühstück und Mittagessen scheinen hier nicht großartig zu variieren. Es gibt Reis und Gemüse. Hin und wieder auch eine Fleischbeilage anhand eines Wurms oder sonstigen Getiers im Essen. Den Abend haben wir gemütlich mit Spielen verbracht, was aufgrund der Interkulturalität der Gruppe sehr unterhaltsam war. Im Laufe des Abends wurden jedoch die Bedenken immer größer, da in Laos gerade Regenzeit vorherrscht und die Einheimischen, die uns zu dem Baumhaus geführt hatten, explizit darauf hingewiesen hatten, dass wir im Falle eines Gewitters gegebenenfalls aus Sicherheitsgründen evakuiert werden müssten. Was zunächst als Panikmache abgetan wurde, bewahrheitete sich schnell im Laufe des Abends: Die Wetterleuchten in der Ferne kamen näher und näher und schließlich zog ein Gewitter auf, das von heftigem Regen und Wind begleitet wurde. Der Unterstand war natürlich alles andere als regenfest und so war nicht nur das Bettende sowie die Bettdecke schnell durchweicht, auch die neuseeländischen Kollegen, die ein Stockwerk über mir wohnten, baten um Unterschlupf, da ihr Schlafgemach zwischenzeitlich komplett durchnässt war. Als wir nach einer halben Ewigkeit schließlich durchatmeten, dass wir das Gewitter heil und ohne Evakuierung überstanden hatten, kamen zu allem Überfluss noch Gewitter Nummer zwei und drei. Die Nacht war also sehr kurz, sehr, sehr heiß und nicht gerade von viel Schlaf geprägt.

Nach dem Schlafdefizit der letzten Nacht ging es heute bereits um 5:30 Uhr mit einer morgendlichen Wanderung auf der Suche nach Gibbons los. Der Sonnenaufgang über dem laotischen Dschungel und die nebelbedeckten Wälder sind atemberaubend schön, allerdings bleiben die Gibbons verborgen. Nun also erst mal frühstücken – lecker Reis mit Gemüse – und weiter geht es mit der Wanderung. Dieses Mal sind wir drei Stunden unterwegs und außer Blutegeln sehen wir kein Tier weit und breit. Mittags heißt es dann dem süßen Nichtstun frönen – was bei den hiesigen Temperaturen auch die einzig sinnige Beschäftigung ist. Abends heißt es dann wieder in geselliger Runde spielen und auf die abendliche Abkühlung hoffen. Doch auch am zweiten Abend lässt das befürchtete Gewitter nicht lange auf sich warten. Spätestens zu diesem Zeitpunkt frage ich mich, was ich eigentlich während eines so heftigen Gewitters auf einem erhabenen Baum inmitten des laotischen Urwalds mache, wo man doch von Kindesbeinen an gesagt bekommt, dass man sich bei Gewitter von Bäumen fern halten soll. Also wieder eine kurze Nacht, wieder wenig Schlaf…

Unser Baumhaus - sogar mit einer gemütlichen Hängematte
Unser Baumhaus – sogar mit einer gemütlichen Hängematte

Auch heute geht es auf der Suche nach Gibbons um 5:45 Uhr los. Doch nach einer 1,5-stündigen Wanderung durch das Unterholz ist die Ausbeute auch heute mehr als gering. Keine Gibbons weit und breit. Wirklich schade! Doch zum Trübsal blasen bleibt nicht viel Zeit. Zurück im Baumhaus werden die Sachen gepackt und es beginnt eine etwa einstündige Wanderung ins Tal. Der gesamten Gruppe ist anzusehen, wie müde und erschöpft wir sind. Umso mehr freuen wir uns natürlich auf den Luxus eines festen Dachs über dem Kopf, einer Dusche und natürlich einer Toilette.

Mein persönliches Fazit: Sicherlich ist die Gibbon Experience grundsätzlich eine gute Idee, den laotischen Urwald kennen zu lernen und sich mit der dortigen Flora und Fauna vertraut zu machen. Laut Webseite, haben sich die Tourveranstalter auf die Fahne geschrieben, dass dies ein Ökotourismus-Projekt sei und das Geld der Besucher verwendet werden solle, die Tierwelt zu rehabilitieren und zu schützen. Die USD 250, die man für die Dreitagestour ausgibt, sind – für deutsche, besonders aber für laotische Gegebenheiten – eine Menge Geld und mir ist immer noch nicht klar, wohin das ganze Geld geflossen ist. Von besonderen Maßnahmen zum Schutze der Tier- und Pflanzenwelt wurde weder gesprochen, noch hat sich mir in irgendeiner Weise erschlossen, wie das Geld eingesetzt wird. Auch die lokalen Guides, welche in meinen Augen sehr sympathisch sind, konnten nur sehr rudimentäres Englisch. Die meisten Rückfragen wurden nicht verstanden oder konnten nicht beantwortet werden.

Gbbon Experience - von Baum zu Baum fliegen
Gibbon Experience – von Baum zu Baum fliegen

Anhand der Drahtseile von A nach B zu kommen und dabei schwindelerregende Höhen zu überwinden war ein Erlebnis der besonderen Art und hat meinen Adrenalinspiegel jedes Mal aufs Neue in die Höhe fahren lassen. Auch die Wanderungen durch den Urwald fand ich schön. Doch steht der Preis für laotische Verhältnisse definitiv in keinem Verhältnis zu dem, was man geboten bekommt. Hätte ich noch mal die Wahl, so würde ich das Geld wohl eher in einem Ökotourismus-Projekt anlegen, dessen Auswirkungen auf Flora und Fauna sich mir mehr erschließen. Den Kick an einem Drahtseil entlang zu gleiten bekommt man bei beispielsweise in Thailand für wesentlich weniger Geld mit genauso viel Spaß.

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2 Kommentare

  1. Ich finde den Reisebereicht auch super und mich hat auch direkt wieder das Reisefieber gepackt. Jetzt kann ich den Sommerurlaub kaum erwarten.

  2. Ui, da hatten wir aber Glück, denn wir haben das Wetterleuchten nur aus der Ferne gesehen und sind ansonsten von Regen — außer ein paar wenigen Tropfen gefolgt von einem wunderschönen Regenbogen — verschont geblieben. Im Regen stelle ich mir besonders die Wanderungen nicht besonders toll vor. Aber wie gesagt, wir hatten Glück! Wir haben die Waterfall-Tour gemacht – von der es ja von vornherein heißt, dass es keine Gibbons zu sehen geben wird. Und so haben wir sie auch nicht vermisst, :-).

    Mir scheint, sie legen inzwischen mehr Wert auf bessere Englisch-Kenntnisse, denn zumindest einer der beiden Tour Guides hat recht gut Englisch gesprochen, die Kommunikation klappte jedenfalls problemlos, wir haben uns gut mit ihm unterhalten können.

    So long,
    Corinna

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