Land und Leute

Beziehungen zwischen Thailand und Laos

Die Beziehung zwischen den beiden Nachbarländern Thailand und Laos hat sich in den letzten Jahren deutlich entspannt. Sichtbarstes Zeichen für die neue Entwicklung sind die beiden Brücken über den Mekong, die die beiden Länder nun miteinander verbinden – die erste Friendship Bridge zwischen Vientiane und Nong Khai, die 1994 eröffnet wurde und die zweite Friendship Bridge zwischen Savannakhet und Mukdahan weiter südlich. Dies war jedoch nicht immer so.

Während das Königreich Siam als einziges Land in Südostasien nie von einer europäischen Kolonialmacht regiert wurde, wurde das heutige laotische Gebiet  im Laufe des frühen 19. Jahrhundert nach und nach zum Teil der französischen Kolonie Indochina. Dabei diente das arme bergige Land jedoch vor allem als Pufferzone zwischen den Provinzen Annam und Tonkin (im heutigen Vietnam) und dem von Großbritannien beeinflussten Siam.

Der liegende Buddha in Bangkok
Der liegende Buddha in Bangkok

Unabhängigkeit und Vietnamkrieg

Laos erklärte sich 1945 zum ersten Mal unabhängig, wurde jedoch erst 1953 als konstitutionelle Monarchie von Frankreich offiziell in die Unabhängigkeit entlassen. Zugleich kam es zu Konflikten zwischen der königstreuen Armee und den kommunistischen Pathet Lao, die mit den Vietcong zusammenarbeiteten.

Thailand wurde derweil zum wichtigsten Verbündeten der Amerikaner in Südostasien und erhielt zum Dank viele Millionen Dollar Entwicklungshilfe. Während das Land einen wirtschaftlichen Boom und eine starke Modernisierung nach westlichem Vorbild erlebte, wurde der laotische Nachbar tief in den Vietnamkrieg hineingezogen. Die Pathet Lao und die Vietcong nutzten den Ho Chi Minh Trail im undurchdringlichen Dschungel der bergigen Grenzregion um Waffen und Truppen in das umkämpfte Südvietnam zu bringen. Um den Ho Chi Minh Trail zum Erliegen zu bringen, warfen die Amerikaner zwischen 1964 und 1973 mehr Bomben auf laotisches Gebiet ab als sämtliche Streitmächte im gesamten Zweiten Weltkrieg gemeinsam. Geschätzt etwa 260 Millionen Bomben (!).

Zahllose Lao flüchteten in dieser Zeit über die thailändische Grenze in Sicherheit. Nach dem Ende des Vietnamkriegs schickte Thailand mit Hilfe der USA rund 250.000 laotische Flüchtlinge zurück in ihre Heimat, darunter auch viele Hmong.

Kalter Krieg am Mekong – Laos leidet

Nach dem Sieg der Kommunisten kam es am Ufer des Mekong zu einer Art kaltem Krieg: Auf der einen Seite das westlich orientierte, materialistische Thailand, auf der anderen Seite das von Kargheit und Mangel geprägte kommunistische Laos. Ähnlich wie im geteilten Deutschland existierte auch hier viel Propaganda, die das jeweils andere System schlecht machte. Thailand wurde dabei als westlich-verwahrloster Sündenpfuhl dargestellt. Trotzdem flüchteten immer wieder Lao über den Mekong in das Nachbarland, wo schon zahllose laotische Flüchtlinge in Flüchtlingslagern lebten, die nicht offiziell nach Thailand einreisen durften. In den 80er Jahren kam es immer wieder zu Konflikten um Waldrodungen, weil beide Länder einige Gebiete für sich beanspruchten.

Erst 1988 kam es zu einem Ende der Eiszeit, als der amtierende thailändische Premierminister Choonhavan eine Annährung an die Nachbarländer und Zugang zu ihren Märkten suchte. In der Folge kam es zu geschäftlichen Investitionen und zu ersten Verhandlungen über das Schicksal der Flüchtlinge.

Besonders die Repatriierung der geflüchteten Hmong sorgte für allgemeine Verstimmungen, da sich die Hmong in Laos verfolgt fühlten, Thailand sie aber auch nicht behalten wollte. Die USA erklärten sich bereit, einen Teil der Flüchtlinge aufzunehmen, da die Hmong im Vietnamkrieg auf Seite der Amerikaner gekämpft hatten. Bis heute ist das Problem der Flüchtlinge jedoch nicht vollständig gelöst.

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Heutige Kooperationen – Thailand investiert

Das deutlichste Zeichen für eine Aussöhnung setzte der Bau der Thai-Lao Friendship Bridge über den Mekong zwischen Vientiane und Nong Khai, die 1994 eröffnet wurde und den Handel beider Länder wesentlich erleichtert. Der thailändische Nachbar investiert auch weiterhin große Summen in den Ausbau der Infrastruktur in Laos, darunter neue Straßen und ein neuer Flughafen für Pakse. Im Gegenzug stellte die Regierung von Laos im Oktober 2011 1,5 Millionen Baht (ca. 40.000 Euro) bereit, um den Opfern der Flutkatastrophe am Chao Praya zu helfen.

Der ersten Friendship Bridge folgten in den letzten Jahren zwei weitere: Die „Second Friendship Bridge“ verbinden Savannakhet mit Bang Sai Yai und die „Third Friendship Bridge“ Thaktek mit At Samat. Eine vierte Brücke ist derzeit in Planung – sie soll im Norden eine direkte Verbindung zwischen Chiang Rai und Ban Houayxay herstellen.

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