Reisebericht – Zauber der Vergangenheit: Die Königsstadt Luang Prabang
Völlig aus der Zeit gefallen zu sein scheint die alte Königsstadt Luang Prabang im Norden von Laos. Ein Hauch von magischer Ruhe und dörflicher Atmosphäre liegt über der Stadt am Mekong, die auch heute noch von vielen Südostasien-Touristen ignoriert wird. Dabei galt sie schon zur französischen Kolonialzeit als beliebtester Rückzugsort der Kolonialbeamten, die sich im heißen überbevölkerten Saigon darum schlugen, nach Luang Prabang versetzt zu werden. Daher schreibe ich diesen Reisebericht über Luang Prabang in Laos.
Wer sich nicht mit einer zwölfstündigen Überlandbusfahrt foltern will, nimmt das Flugzeug nach Luang Prabang – in meinem Fall vom thailändischen Chiang Mai aus, von wo die Flugzeit lediglich eine Stunde über tiefgrünen Dschungel beträgt. Für Neuankömmlinge aus dem Ausland gibt es am Flughafen „Visa on Arrival“, für die zwei Passfotos und US-Dollars bereitgehalten werden müssen. Ein Kuriosum sind dabei die Kosten für das Visum: Chinesen zahlen 20 Dollar, Deutsche 30 Dollar, US-Amerikaner 35 Dollar und Kanadier sogar 42 Dollar. Schweizer und Luxemburger kommen dagegen kostenlos ins Land.
Der lokale Flughafen ist winzig und sieht höchstens ein oder zwei Flugzeuge pro Stunde. Entsprechend schnell kommt das Gepäck und draußen warten Taxen, die die Neuankömmlinge für 5 US-Dollar in das Stadtzentrum bringen. Hier stellte ich dann fest, dass ich mich bei meiner Reiseplanung auf die Nase gelegt hatte: Das zwar wunderschöne und idyllisch gelegene Paradise Resort, das ich gewählt hatte, lag weit außerhalb der Stadt. Auf der Karte hatte es zwar so ausgesehen, als ob das Zentrum dank einer Fußgängerbrücke über einem Seitenarm des Mekongs innerhalb weniger Minuten zu erreichen wäre, doch in der Realität begann gleich hinter dem Resort der Dschungel und so wagte ich erst gar nicht, dort den Weg zur Brücke zu finden. Immerhin bot das Hotel einen kostenlosen Shuttle-Service in die Stadt und zurück waren die paar Dollar für das Tuk-Tuk auch locker zu verschmerzen. Und auf der Habenseite war das Resort an sich mit wunderschönen Bungalows in einem tropischen Garten samt Swimming Pool, dessen Stille wirklich paradiesisch war – eine Wohltat nach meiner Zeit im lauten Nachbarland Thailand.
Der Kontrast zwischen den thailändischen Städten und Luang Prabang setzte sich auch in der Innenstadt fort – wenn man diese überhaupt als Stadt bezeichnen kann. Wer sich ein Bild von den thäiländischen Städten machen will: Eine Reisebericht-Vielzahl ist im Internet zu finden. Nach dem Ende des Vietnamkriegs, von dem auch Laos stark betroffen war und der Machtübernahme durch die Kommunisten, wurde der letzte laotische König mit seiner Familie in ein Umerziehungslager geschickt und dieser Ort versank in einen Dornröschenschlaf, aus dem es bis heute nicht wirklich aufgewacht ist. Eine neue Schnellstraße bis nach China und der Ausbau des Flughafens werden die Stadt vermutlich bald unsanft aufschrecken und für einen rasanten Ausbau sorgen, der schon viele andere asiatische Städte brutal aus dem 19. ins 21. Jahrhundert gezerrt hat.
Bis dahin wird die romantische Altstadt auf einer Landzunge am Mekong weiterhin von buddhistischen Tempeln und gemütlichen kleinen Guesthouses und Restaurants entlang der Sisavangvong Road geprägt sein, in denen alles etwas gemächlicher zugeht. Für Touristen lohnt sich vor allem der Aufstieg auf den heiligen Berg Phou Si, von dem sich ein schöner Rundblick über die Stadt und den Mekong auf das umliegende Land bietet. Wer mit der tropischen Hitze der Region handert, sollte sich den Phou Si am besten gleich morgens vornehmen. Der langgezogene Abstieg führt an zahllosen Buddhastatuen vorbei, die teilweise kunstvoll gruppiert wurden. Auf den Gipfel erinnert eine verrostete Flakschützen-Kanone an den Vietnamkrieg und die stets von den Amerikanern geleugneten Luftangriffe auf Laos.
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Wer wie ich den Königspalast von Bangkok besucht hat, wird dem Königspalast der ehemaligen Hauptstadt vermutlich verblüfft gegenüber stehen: Keine Spur von der überbordenden Opulenz des Nachbarlandes ist hier zu finden, sondern ein überraschend nüchterner Bungalow. Prachtvoll dagegen die Pagoda rechts am Eingang des Palastes mit dem 83cm hohen Phra Bang-Buddha. Viele weitere sehenswerte Tempel und Pagoden finden sich entlang der Straße bis zum Ende der Halbinsel und sorgten für einen entspannten Bummel, ehe die Tour in einem Café mit leckerem französischen Baguette beendet wurde, das mir in Thailand schmerzlich gefehlt hatte.
Sicher lässt sich Luang Prabang innerhalb eines Tages besichtigen, doch schon alleine für die friedliche, entspannte Stimmung in diesem verwunschenen Ort lohnt es sich mehrere Tage zu bleiben – ich persönlich hätte jedenfalls gerne einige Tage länger dort verbracht und noch mehr in diesem Reisebericht geschrieben, hätte nicht mein Flugzeug nach Vientiane auf mich gewartet.